Mittwoch, 27. Oktober 2010

Ich ÖV unverbesserlich

Ich gehöre seit längerer Zeit nicht mehr zu den Autobesitzern. Also bin ich ständig mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. Tag für Tag, Zug für Zug..

Unter all den Leuten die ich da so antreffe und sehe, ist es schnell ersichtlich, ob es sich bei einer Person um einen erfahrenen Pendler oder um einen Tagesausflügler handelt.

Am Anfang eines neuen Schuljahrs ist es immer lustig, die vielen neuen Pendler-Jungfrauen zu sehen, die so unerfahren und unsicher aus der Wäsche gucken..

Aus meiner Sicht gibt es ganz klar einige Regeln, welche erfahrene Pendler kennen sollten.

Da wäre zum Beispiel die "Diagonal-Gegenüber-Sitz-Regel": Wenn ich also alleine in einem Viererabteil sitze und sich dann eine einzelne Person ebenfalls im selben Abteil setzen will, darf dies auf keinen Fall neben mir, oder gar direkt gegenüber von mir geschehen! Nein, die Person muss sich diagonal, gegenüber von mir setzen. Mit dem Beachten dieser Regel haben beide Personen die Möglichkeit, die Beine zu strecken und neben sich etwas auf dem Sitz zu deponieren. Dies ist jedoch nur möglich, wenn sich wenige Leute im Zug befinden. Es gibt nämlich Spezialisten, welche ihre Taschen so lange neben sich auf der Bank stehen lassen bis man sie ausdrücklich darum bittet, das Gepäck zu entfernen. Das wäre dann die "Selbstständiges-Platz-freilassen-Regel". Auch diese Regel wird regelmässig gebrochen. Einige ganz coole Typen spielen dann vor, dass sie schlafen würden, oder dass sie durch die laute Musik auf ihren Kopfhörern nichts hören würden und geben den Platz nur im äussersten Notfall frei.

Widmen wir uns mal dem Thema Bus: Dort gibt es immer wieder Personen, welche auf keinen Fall absitzen, auch wenn der Bus halb leer ist! Oftmals halten sie sich nur knapp an den dafür vorgesehenen Halterungen fest und beim kleinsten Ruck wirbelt es die Personen umher und in andere Fahrgäste hinein. Die Schuld wird dann natürlich beim Fahrer gesucht, welcher auch sofort böse Blicke durch den Innenrückspiegel erntet. Es kommt natürlich auch vor, dass es keine freien Sitzplätze mehr gibt, da bleibt nur die Steh-Alternative übrig. Wenn dann jedoch ein Sitzplatz frei wird, setzen sich gewisse Leute dennoch nicht hin, auch wenn sie alle fünf Sekunden den Freien Platz anstarren. Man kann in ihren Gesichtern deutlich sehen, dass sie eigentlich gerne sitzen würden, jedoch lässt es ihr Stolz nicht zu. Sie sagen sich wohl solche dinge wie "Jetzt bin ich bis hier schon den ganzen Weg gefahren, auf die par Stationen kommt es jetzt auch nicht mehr darauf an", oder sie reden sich ein "Ich wäre sowieso gestanden, auch wenn es einen freien Platz gehabt hätte, als ich eingestiegen bin". Vielleicht sind eine Leute auch einfach zu faul um zu sitzen. Sie Bewegung vom Stehplatz bis zum Sitzplatz ist halt schon sehr anstrengend! Diese Leute, die sich einfach nicht setzen wollen, stehen oftmals direkt vor freien Sitzplätzen, und versperren diese und machen sie für Passagier die sich gerne setzen würden unerreichbar. Diese Dauersteher sind für mich ganz klar keine professionellen ÖV-Benutzer, denn sie verstossen gegen die "versperre-niemandem-den-Durchgang-Regel".

Dinge die gar nicht gehen:
  • Stinkiges Essen in ÖVs verspeisen
  • Laut über privaten Beziehungskram sprechen am Mobiltelefon
  • In den Moonliner kotzen
  • Wenn man beim Schwarzfahren erwischt wird nach lächerlichen Ausreden suchen
  • Einschlafen und schnarchen und/oder sabbern

Wenn die oben erwähnten "Regeln" eingehalten werden und die "Dinge die gar nicht gehen" nicht gemacht werden, gibt es tatsächlich Vorteile am Öffentlichen Verkehr: Man muss nicht selbst fahren. Man kann also noch etwas schlafen, dösen, lesen, arbeiten, Musik hören usw. Wie einige vielleicht wissen, bin ich nicht unbedingt das, was man als Morgenmensch bezeichnet. Also geniesse ich jeweils den Vorteil vom Dösen und Musikhören. Was gibt es da schlimmeres, als wenn man kurz vorn dem Einstieg in den Zug von einer Person angesprochen wird, die man von früher kennt und schon lange nicht mehr gesehen hat? Für mich ist das jeweils ein denkbar schlechter Start in den Tag! Mit solchen Personen muss man dann so künstliche Gespräche führen über die momentane Lebenssituation, wo man Arbeitet, wie es einem dort gefällt, was man sonst noch so macht, wie es der Familie geht, ob man zu diesem oder zu jener noch Kontakt hat, ob man schon das Neuste erfahren habe, was man über Jenes denkt und weit mehr so banales Geplapper die eigentlich beide Gesprächspartner nicht im geringsten interessieren. Auf jeden Fall wird in so mein "between bed and work-Ritual" sehr gestört.

Öffentliche Verkehrsmittel sind zwar nur ein Mittel zum Zweck, da ich dieses Mittel aber fast täglich benötige, will ich mich so wohl wie möglich fühlen. Schliesslich zahle ich manchmal für mein Ticket..

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